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Info für Landwirte digital  |  November 2023

Haltungsform 3 für Rindfleisch: Immer mehr Bauern steigen ein

Der Lebensmitteleinzelhandel hat sich deutlich positioniert. Künftig soll nur noch Rindfleisch aus den Haltungsstufen, beziehungsweise der Haltungsform 3 (HF 3) und 4 verkauft werden. Schrittweise soll ein Wechsel hin zu mehr Tierwohl in der Rinderhaltung (Bullenmast und Milchviehhaltung) vollzogen werden.

„Dieser Trend ist unumkehrbar”, erklärt Christoph Speckmann, stellvertretender Teamleiter Einkauf Großvieh bei Westfleisch. Das Team Schlachtvieh-Einkauf Großvieh betreut mittlerweile gut 200 Bullenmäster, die ins Westfleisch-HF 3-Programm liefern. Es sollen noch mehr werden.

Auch Schlachtkühe werden jetzt miterfasst: Milchviehbetriebe, die nach QM++-Kriterien produzieren, können ihre Schlachtkühe sogar ohne zusätzliches Audit bei Westfleisch ins HF 3-Programm liefern.


Solides Angebot für Marktpartner
Namhafte Einzelhändler haben sich „mehr Tierwohl” und einen Haltungswechsel auf die Fahnen geschrieben. Westfleisch stellte die Weichen für die Umstellung auf die HF 3 bereits 2020 und etablierte mit verschiedenen Programmen bereits ein solides Angebot für die Marktpartner: zunächst mit dem bekannten Bauernliebe-Programm sowie jetzt mit den eigenen Labeln „Mehr Tierwohl – gemeinsam für die Zukunft” sowie „Gute Haltung – direkt von Bauern”. Rindfleisch aus diesen Programmen ist seit 2022 und 2023 bei den Discountern zu finden, dort aber unter jeweils eigenen Bezeichnungen. Westfleisch hat sich dafür aufgrund des sehr spezialisierten Jungbullen-Geschäfts über Jahre hinweg eine gute Marktposition erarbeitet. „Wir können und wollen nicht nur den klassischen LEH, sondern auch den gesamten Discount mit HF 3-Jungbullenfleisch bedienen”, skizziert Speckmann das Ziel.

Und diesem Ziel kommt Westfleisch immer näher. Der Absatz ist im vergangenen Jahr rasant gestiegen: Mittlerweile schlachtet Westfleisch jede Woche 1.200 bis 1.300 Bullen der Haltungsform 3 – das sind etwa 30 Prozent aller Bullenschlachtungen. In der eher ruhigeren Zeit im Sommer kommt der Anteil sogar nahe 50 Prozent; denn alle HF 3-Bullen sind bei Westfleisch ja vertraglich abgesichert und haben Vorrang vor allen anderen Bullenschlachtungen. Westfleisch kann den Vertragslandwirten aufgrund der Nachfrage und der Vertragsabschlüsse mit dem LEH also eine sichere Perspektive bieten.

Der Aufwärtstrend in Sachen Tierwohl wird anhalten, erwartet Christoph Speckmann. „Die Bauern zeigen viel Interesse an einer Umstellung auf Haltungsform 3. Klar hadern einige auch mit den höheren Vorgaben. Aber ich plädiere dafür, mal anzufangen und Erfahrungen mit HF 3 zu sammeln”, sagt er. Doch die Absatzsicherheit treibt viele Landwirte um – eine Umstellung muss letztlich planbar und rentabel sein.

Haltungsform 3 muss sich rechnen
Rindfleisch ist von jeher ein eher teures Lebensmittel, das deutlich weniger preissensibel ist als Schweine- oder Geflügelfleisch. Speckmann ist überzeugt, dass der Markt dafür relativ stabil ist und HF 3-Ware auf Dauer annimmt. „Diese Käuferschichten wissen Rindfleisch an sich und insbesondere gute Qualitäten zu schätzen”, sagt er.

Ob sich ein Bullenmäster zur Umstellung entschließt, hängt vor allem von den erforderlichen baulichen Veränderungen ab. Alle anderen Vorgaben, wie zum Beispiel GVO-freie Fütterung und die Verringerung der Besatzdichte in den Buchten, sind vergleichsweise einfach und schnell zu erfüllen. Letzten Endes sei dieser Schritt aber eine betriebsindividuelle Entscheidung und müsse sich rechnen, pflichtet Speckmann den Bauern bei. Bei Aufschlägen von derzeit 22,7 Cent/kg Schlachtgewicht (und weiteren Boni je nach Klassifizierung und Vertrag) sieht er das aber als gegeben an.

Die Laufzeit für HF 3-Verträge beträgt ein oder zwei Jahre mit drei Monaten Kündigungsfrist. Landwirte, die sich länger binden, erhalten einen weiteren Zuschlag von 1 Cent/kg Schlachtgewicht. Für die Auszahlung des HF 3-Bonus ist entscheidend, dass die Bullen mindestens das letzte halbe Jahr vor der Schlachtung die Kriterien der Haltungsform 3 erfüllen.

Umstellung jederzeit und auch gruppenweise möglich
Westfleisch bietet den Bullenmästern bei Interesse an, zunächst auch mit nur einer Gruppe umzusteigen und erstmal Erfahrungen zu sammeln. Denn nicht wenige Betriebe nutzen teilweise ihre Altgebäude für die Bullenmast. Diese müssen nicht unbedingt sofort umgebaut werden.

Wenn der gesamte Betrieb Haltungsform 2 erfüllt (das ist allerdings Bedingung), können einzelne Gruppen beispielsweise in neueren Ställen vorab auf HF 3-Kriterien umgestellt werden. „Auch wenn man eine „alte Tenne” hat, ist der Weg also möglich”, sagt Speckmann. Westfleisch kann die HF 2- und HF 3-Gruppen über ein bestimmtes Ohrmarkensystem differenzieren, der Betrieb braucht keine zwei VVVO-Nummern dafür.

Speckmann weiß, dass viele Landwirte als Allrounder selbst Hand anlegen, um Buchten zu vergrößern und den Tieren mehr Platz zu geben. Wenn keine gravierenden Umbauten (zum Beispiel mit einer neuen Statik) nötig sind, sondern vielleicht nur eine Wand entfernt werden muss, sind die Investitionen sehr überschaubar. Er ermutigt die Mäster daher, mit einer geringeren Besatzdichte einzustallen und erstmal vielleicht mit einer Gruppe ein halbes Jahr Erfahrung zu sammeln. „Wenn ich dann merke, das klappt hinten und vorne nicht, kann ich ja wieder den Rückwärtsgang einlegen”, sagt er.

Einsteigen können Bullenmäster jederzeit – es gibt keine Begrenzung und keine Stichtage. Wer sich für die Umstellung interessiert, wird individuell zu Kriterien, Procedere und Vertrag beraten. Der Zusatzvertrag, der dann für die Haltungsform 3 geschlossen wird, gilt nach einem erfolgreichen Audit und nach Erteilen des SGS-Zertifikats.

… und die Schlachtkühe?
Das Segment Schlachtkühe ist noch einmal etwas Besonderes. Einen saisonalen Einfluss beim Absatz gibt es hierbei nicht. „Hackfleisch wird das ganze Jahr über gegessen”, weiß Speckmann. Insofern hat Westfleisch ein großes Interesse, Schlachtkühe ins HF 3-Programm aufzunehmen. Das geht über zwei Wege:

 

  • Betriebe mit QM++ Zertifikat sind automatisch berechtigt, ihre Schlachtkühe bei Westfleisch als HF 3-Kühe schlachten zu lassen. Dafür benötigen sie kein gesondertes Audit. Zwischen Westfleisch und der jeweiligen Molkerei gibt es einen einfachen Datenabgleich. Allerdings gilt die HF 3-Einstufung nur für die Milchkühe aus den QM++-Betrieben, nicht aber für Bullen oder Färsen aus diesen Betrieben. Sie benötigen weiterhin ein Extra-Audit dafür.
  • Alle anderen Milchviehbetriebe (also nicht QM++-auditiert) brauchen, um ihre Schlachtkühe als HF 3-Tiere an Westfleisch verkaufen zu können, ein Audit analog zu den Bullenmastbetrieben. Das heißt, sie müssen gegebenenfalls die Haltung verändern, mehr Platz und Auslauf anbieten und eine GVO-freie Fütterung garantieren. Eine Ausnahme gilt für Lieferanten der Ammerländer Molkerei, die ins Programm „Weidemilch” liefern und deren Schlachtkühe schon seit 2020 fast ausschließlich in den Westfleisch-Schlachthof nach Bakum gehen. Hier sind die Kriterien identisch mit den HF 3-Vorgaben beziehungsweise noch höher.

Auch für HF 3-Schlachtkühe bietet Westfleisch gute Preise und derzeit einen Aufschlag von 15 Cent/kg Schlachtgewicht.

Fazit
Die Haltungsform 3 wird für die Erzeugung von Rindfleisch die Zukunft sein, davon ist Christoph Speckmann überzeugt. Der LEH hat die Weichen eindeutig gestellt. Daran ändern auch die Krisen der Welt wohl kaum etwas. Westfleisch ist optimistisch, dass die Marktpartner ohne Eingreifen der Politik dafür weiterhin aus dem Markt heraus agieren und gute Preise realisieren können. „Ich sehe das als Win-Win-Situation für alle. HF 3 bringt viel Fortschritt in Sachen Tierwohl, und zwar ohne dass die Bauern draufzahlen”, sagt Christoph Speckmann.

Tipp: Wenn Sie mehr zu den Kriterien für die Haltungsform 3 in der Bullenmast wissen wollen, lesen Sie hier.



Der Besuch der Anuga war sehr aufschlussreich

Herr Westermann, die Anuga in Köln gilt als die Weltleitmesse für die Lebensmittelindustrie, auf der auch Westfleisch nicht fehlen darf. Was nehmen Sie als Landwirt und Westfleisch-Aufsichtsratsvorsitzender vom Besuch mit?
Ich war das erste Mal überhaupt bei der Anuga, nicht nur in meiner Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrates. Und ich muss sagen: Es war sehr interessant!

Wir haben in Deutschland ja eine Menge Diskussionen, um den Fleischkonsum, um die Zukunft der Tierhaltung, usw. – oft mit einer ziemlich pessimistischen Richtung. Wenn man sich aber die internationale Sicht der Dinge anschaut, ergibt sich ein anderes, hoffnungsvolleres Bild. Viele Länder präsentierten sich in Köln sehr groß und sehen auch in der Fleischerzeugung, und somit auch im Konsum, eine Perspektive und wollen sich in diesem Bereich weiterentwickeln. In Deutschland schmoren wir in unserer Blase, international gesehen ist der Trend zum Fleischverzehr jedoch ungebrochen. Man kann fast schon von einer Aufbruchstimmung sprechen …

Welche Folgen hat das für das Unternehmen Westfleisch aus Ihrer Sicht, zum Beispiel für den Export?
Klar ist: Auch künftig werden wir in nennenswerter Höhe exportieren. Langfristig werden wir weiterhin einen Teil der Nebenprodukte im Ausland absetzen, da wo sie gefragt sind und wo wir die Zulassung haben. In Asien beispielsweise gilt das für Teilstücke, die wir hier kaum verzehren. Aber ebenso klar ist: der Fokus wird meiner Meinung nach auf Deutschland und dem deutschen und europäischen Markt liegen.

Ich glaube, wir müssen sehr gut aufpassen, dass Deutschland wettbewerbsfähig bleibt. Die Kostenführerschaft, die wir international früher vielleicht einmal hatten, haben wir nicht mehr. Das ist den zahlreichen Auflagen und immer mehr Vorgaben für die Tierhaltung hierzulande geschuldet.

Konnten Sie einen besonderen Branchentrend auf der Anuga ausmachen?
Ich habe viele Gespräche am Stand und mit einigen Kunden geführt. Da blieb leider nicht so viel Zeit, um durch die Hallen zu gehen und sich alles anzuschauen. Allerdings sind die Trends in Deutschland zu mehr Nachhaltigkeit und zu mehr Tierwohl nicht wegzureden. Die spielen im internationalen Kontext meiner Wahrnehmung nach aber keine Rolle – das gilt eher für den spezifischen deutschen respektive europäischen Markt. Westfleisch trägt dem natürlich Rechnung, weil wir – wie gesagt – unseren Markt eher hierzulande sehen. In vielem, beispielsweise bei unseren Tierwohl-Programmen, sind wir Vorreiter, wenn beispielsweise 80 Prozent der liefernden Landwirte ihre Schweine in den höheren Haltungsstufen 2,3 oder 4 und damit deutlich oberhalb des gesetzlichen Standards halten. Auch in der Rinderhaltung wird die Haltungsstufe 3 immer mehr Bedeutung erlangen, das entwickelt sich beim Handel sehr positiv.

Ist der anhaltende internationale Trend zum Fleischverzehr eine gewisse „Beruhigung” für Sie?
Was heißt „Beruhigung”? Ich glaube, dass die relativ guten Schweinepreise im vergangenen halben Jahr darüber hinwegtäuschen, dass es viel höhere Auflagen und eine erhebliche Verteuerung der Produktion in Deutschland gegeben hat. Die sind nicht wegzudiskutieren, die Kosten werden sicher weiter steigen. Wir haben ja bekanntermaßen noch die Herausforderungen in der Sauenhaltung zum Umbau mit den entsprechenden Fristen. Die werden bleiben.

Was hilft es, wenn der Trend international anders läuft, unser Markt aber hier ist? Als Unternehmen Westfleisch haben wir ein elementares Interesse daran, die Produktion hier zu halten. Das geht meines Erachtens nur über die Qualität.

Wie haben Sie Westfleisch auf der Messe erlebt?
Den Westfleisch-Stand fand ich sehr gelungen. Wir haben viele gute Gespräche geführt. Und die Stimmung am Stand war prima. Wer nicht dabei sein konnte, erhält einen guten Eindruck über das Video von der Anuga auf der Homepage von Westfleisch
Im Unterschied zu vergangenen Messen, bei denen das China-Geschäft dominierte, standen diesmal die Qualität der Gespräche und die Pflege der Kundenkontakte im Mittelpunkt. Wir haben nicht unbedingt mehr Kontakte bekommen, aber sehr intensive, gute Gespräche geführt.

Ihr Fazit?
Ich fand es sehr interessant. Vielleicht muss man sich das nächste Mal noch mehr Zeit nehmen und noch einen Tag dranhängen. Meine Funktion als Westfleisch-Aufsichtsratsvorsitzender hat mich schon gebunden. Um alle Hallen zu sehen und den Eindruck zu vertiefen, braucht man einfach mehr Zeit. Aber alles in allem: Ich fand die Anuga beeindruckend und kann dem ein oder anderen nur empfehlen, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, über den Tellerrand hinauszuschauen und die Stimmung aufzunehmen. Dann wird man möglicherweise etwas gelassener, und das kann helfen zu sehen, dass es auch andere Perspektiven gibt.

Herr Westermann, vielen Dank für das Gespräch!



Beste Resonanz in Dörpling, Ascheberg und Bakum

In diesem Jahr waren die Rindviehhalter dran: Jedes Jahr lädt Westfleisch zu verschiedenen WiP-Praktikerveranstaltungen ein. WiP steht dabei für „Westfleisch informiert Profis”. Die Profis sind – jährlich im Wechsel – Schweine- oder Rinderhalter, die bei diesen Tagungen wichtige aktuelle Informationen der Sparte hören. In diesem Jahr ging es um die Megathemen Tierwohl und Nachhaltigkeit, die Haltungsform 3 in der Bullenmast und bei Kühen sowie die Umsetzung des Green Deal und hier insbesondere die Finanzierung verschiedener Zukunftsprojekte.

Stabile Lage auf dem Rindfleischmarkt
Den Auftakt machte eine Veranstaltung in Schleswig-Holstein, wo Westfleisch erstmals aktiv um Landwirte warb und die von knapp 5.000 Mitgliedern getragene Genossenschaft vorstellte. Westfleisch hat noch ausreichend Kapazitäten, um auch Tierhalter aus dem Norden aufzunehmen, nachdem ein Wettbewerber aus dem Markt ausgeschieden ist. In Dörpling, Kreis Dithmarschen, waren denn auch rund 100 interessierte Landwirte der Einladung von Westfleisch gefolgt. Auch bei den beiden anderen WiP-Veranstaltungen in Ascheberg und Bakum war die Resonanz mit jeweils etwa 130 Teilnehmenden erfreulich groß.

Westfleisch-Vorstand Johannes Steinhoff, verantwortlich für die Sparte Rind, berichtete über die aktuelle Marktsituation. Rindfleisch hat nach wie vor ein richtig gutes Image. Zusammen mit den Marktpartnern – dem klassischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sowie den Discountern – hat Westfleisch den Weg zu mehr Tierwohl beschritten und will die Landwirte auf breiter Front mitnehmen.

„Der Handel braucht Partner mit einer gewissen Landwirtschafts-DNA”, sagte Steinhoff. Hier sei Westfleisch als Marktführer so gut aufgestellt wie kein anderes Unternehmen in Deutschland. Die Rinderschlachthöfe in Bakum und Lübbecke sind gezielt ausgebaut worden und zählen mittlerweile zu den modernsten und nachhaltigsten Betrieben Europas.

Kein Selbstläufer
Während die globale Rindfleischerzeugung derzeit leicht sinkt, haben sich die Rinderschlachtungen in Deutschland 2023 stabilisiert. Der Selbstversorgungsgrad hierzulande wird für 2024 auf 105 Prozent prognostiziert. Der Rückgang im Fleischverzehr hierzulande geht nicht zu Lasten der Rinder. Gute Vorzeichen also für die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten der Sparte.

Doch die Rindfleischproduktion ist kein Selbstläufer. Die gesamte Branche steht unter einem sehr großen Veränderungsdruck hin zu mehr Nachhaltigkeit und Tierwohl. Der LEH will die Haltungsform 3 bei Rindfleisch. Bullenmäster stellen nach und nach um, HF 3 scheint eine Chance für die Betriebe zu sein. Westfleisch bietet sich als verlässlicher Vermarktungspartner mit attraktiven Konditionen an, die Bullenmäster erhalten so Absatz-und Planungssicherheit.

Kreditvergabe an Nachhaltigkeit gekoppelt
Während in Dörpling auch Praktiker zu Wort kamen und den Berufskollegen im Norden ihre Erfahrungen mit Westfleisch, den Partnerverträgen Rind und der Umstellung auf die Haltungsform 3 schilderten, standen in Bakum und Ascheberg auch die Finanzierung und der Green Deal auf der Tagesordnung. Angesichts von weltweit 75 Prozent mehr Klimakatastrophen seit der Jahrtausendwende im Vergleich zu den zwanzig Jahren davor, ist Nachhaltigkeit das dominierende Thema schlechthin. Fazit: Die Banken sind bei der Kreditvergabe gehalten, die Nachhaltigkeit im Einzelfall zu prüfen und zu messen; dafür gibt es bereits verbindliche regulatorische Vorgaben. Dass die Landwirtschaft ein wichtiger Teil der Lösung dieser Probleme ist, betonten alle Vortragenden.



Wie geht Landwirtschaft heute?

Wird die moderne Landwirtschaft in Schulbüchern angemessen und zutreffend dargestellt? Daran hatten Praktiker seit langem ihre Zweifel. Seit Anfang Oktober gibt es jetzt ein neues Schulbuch für den Erdkunde-Unterricht der Sekundarstufe, das Schülerinnen und Schülern das aktuelle Wissen über die Landwirtschaft als E-Book zugänglich macht. Auch 280 gedruckte Exemplare wurden den Schulen zur Verfügung gestellt.

Ausgangspunkt des Projektes war ein Gespräch auf der Grünen Woche: von Dorothee Feller, der damaligen Regierungsdirektorin von Münster und heutigen NRW-Bildungsministerin, Regierungsschuldirektor Guido Fleige und Stefan Nießing, Geschäftsführender Vorstandssprecher der Agri V Raiffeisen eG. Der Veränderungsbedarf in den Schulbüchern sei beträchtlich, so die Kritik der Branche. Eine genaue Analyse des vorhandenen Unterrichtsmaterials bestätigte diesen Befund seinerzeit – und beförderte das Schulbuch-Projekt. Daran beteiligt waren auch die drei genossenschaftlichen Unternehmen AGRAVIS Raiffeisen AG, Westfleisch SCE und AGRI V Raiffeisen eG, die ihre jeweils fachliche Sicht einbrachten und finanziell unterstützten. Der Verein Stadt und Land hat in redaktioneller und didaktischer Hinischt beraten.

Westfleisch hat Informationen insbesondere zu den Themen Tierhaltung, Tierwohl und Tiertransporte beigesteuert. „Diese Themen werde medial oft sehr einseitig dargestellt. Mit unseren Informationen zur Realität und zur täglichen Arbeit der Landwirte können sich junge Menschen in den Schulen eine faktenbasierte eigene Meinung bilden”, erklärt Meinhard Born, Leiter Unternehmenskommunikation von Westfleisch. „Wenn die Unterrichtshilfe zu einem besseren Verständnis für die Tierhalter beiträgt und bestimmte Zusammenhänge, zum Beispiel das Kaufverhalten im Supermarkt in Bezug zu den Erzeugerpreisen, besser verdeutlicht, hat sich das Projekt gelohnt.”

Mit dem neuen Unterrichtsmaterial ist es gelungen, landwirtschaftliche Themen fachlich, sachlich und realitätsnah zu beschreiben. Dabei bleibt es neutral und nutzt eine Sprache und eine spannende neue Methode („Mystery”), die Kinder und Jugendliche neugierig macht, auf der Suche nach dem „Geheimnis“ zur gemeinsamen Problemlösung animiert und vernetztes Denken fördert.

Viele positive Rückmeldungen, gerade auch aus der Lehrerschaft, zeigen: Es war Zeit für das neue Schulbuch über die Landwirtschaft.