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Gemeinsam für die Landwirtschaft Westfleisch erklärt Interesse an Vion-Standorten

Zusammen vor dem Haus der bayerischen Landwirtschaft: (v. l.) Jochen Westermann (Westfleisch-Aufsichtsratsvorsitzender), Deike Harms (Direktorin Landwirtschaft), Dr. Anne Hiller (Leiterin Konzernqualitätsmanagement), Michael Schulze Kalthoff (Vorstandsmitglied, Spartenleiter Schwein), Dr. Wilhelm Uffelmann (CEO) und Christopher Rengstorf (Spartenleiter Rind) stellten in Herrsching am Ammersee ihre Pläne für eine nachhaltige und regionale Schlachthofstruktur vor.

Zu den Gastrednern zählten unter anderem der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes Günther Felßner (r.) und Petra Högl, stv. Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die live per Video dazugeschaltet wurde (nicht abgebildet). 

Westfleisch will Verantwortung übernehmen

„Wir möchten Verantwortung übernehmen und die süddeutsche Landwirtschaft nicht im Stich lassen“, sagte Dr. Wilhelm Uffelmann, Vorstandsvorsitzender der Westfleisch SCE, im Rahmen eines Dialogforums am 30. Juli 2025 im bayerischen Herrsching.

Mit dem angekündigten Rückzug von Vion aus Deutschland stehen viele Tierhalter in Süddeutschland vor einer ungewissen Zukunft. Für Westfleisch ist klar: Diese Entwicklung betrifft nicht nur Bayern oder Baden-Württemberg, sondern uns alle. „Wir möchten Verantwortung übernehmen und die süddeutsche Landwirtschaft nicht im Stich lassen”, sagte Dr. Wilhelm Uffelmann, Vorstandsvorsitzender der Westfleisch SCE, im Rahmen eines Dialogforums am 30. Juli 2025 im bayerischen Herrsching.

„Eine zukunftsfeste Schlachtstruktur in Süddeutschland sichert mittelbar auch die Stabilität im Norden und Westen”, betont Dr. Wilhelm Uffelmann. „Wenn regionale Strukturen dort zerbrechen, geraten Märkte aus dem Gleichgewicht – das kann auch unsere Mitgliedsbetriebe in NRW und Niedersachsen treffen.”

Die mögliche Übernahme der Vion-Standorte durch Westfleisch sei daher keine Expansion im klassischen Sinn, sondern ein strategischer Schritt zur Absicherung der gesamten Genossenschaft. „Wir stärken damit das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im gesamten Bundesgebiet und bauen zugleich gezielt unsere Rindkompetenz aus – ein Segment, das auch bei unseren nordwestdeutschen Mitgliedern an Bedeutung gewinnt. Und auch hier gilt: Wettbewerb schafft bessere Preise für die Landwirtschaft.”

Ein Vorteil für die Genossenschaft: Die neue Südachse würde Westfleisch unabhängiger machen von einzelnen Märkten und saisonalen Schwankungen – und damit die Planbarkeit für alle Mitgliedsbetriebe verbessern. „Mehr Standorte bedeuten auch: mehr Flexibilität für Erzeuger, bessere Steuerungsmöglichkeiten und ein robusteres System insgesamt”, sagt der Westfleisch CEO.

Wirtschaftlich ist Westfleisch gut vorbereitet: Mit einer Eigenkapitalquote von 41,4 % und zuletzt erfolgreichen Investitionen, wie der Integration des Tiernahrungs-Herstellers „The Petfood Company”, kann die Genossenschaft diese Übernahme stemmen.

„Unser Ziel ist nicht Wachstum um jeden Preis – sondern langfristige Stabilität für unsere Mitglieder. Wir sichern mit dieser strategischen Erweiterung auch die Vermarktungsbasis für unsere nordwestdeutschen Höfe”, erklärt der CEO.

Kartellrechtlich sieht Uffelmann keine Hürden: „Unsere Marktpräsenz im Süden ist bislang gering. Das macht uns zu einem unproblematischen, glaubwürdigen Partner – eine Einschätzung, die uns die Kartellrechtsexperten an unserer Seite so auch bestätigen.”

Für Uffelmann liegt die Stärke der Genossenschaft in ihrer nachhaltigen Ausrichtung. „Wir handeln nicht kurzfristig, sondern mit Weitblick. Mit dieser Übernahme machen wir Westfleisch als Ganzes widerstandsfähiger und sichern die Schlachthofstrukturen in Süddeutschland. Davon profitieren auch die Landwirte in NRW und Niedersachsen.”

Mehr Stärke für die Genossenschaft

„Unsere genossenschaftliche DNA verpflichtet uns zu echter Mitbestimmung”, so der Westfleisch-Aufsichtsratsvorsitzende Jochen Westermann am Mittwoch im Haus der bayerischen Landwirtschaft.

„Wenn sich in einer Region wie Süddeutschland ein großer Player wie Vion zurückzieht, dürfen wir als Genossenschaft nicht tatenlos zusehen.” Mit klaren Worten begründet Jochen Westermann, Aufsichtsratsvorsitzender der Westfleisch SCE, das Interesse des Unternehmens an den Vion-Schlachthöfen in Buchloe und Waldkraiburg (beide nur Rind) sowie in Crailsheim (Rind und Schwein) und den ebenfalls zum Übernahmepaket gehörenden Zerlegebetrieb in Hilden und zwei Betrieben zur Häuteverarbeitung in Memmingen und Eching-Weixerau.

„Die Landwirte in Bayern und Baden-Württemberg brauchen jetzt eine belastbare Perspektive. Westfleisch will ihnen diese Perspektive geben – als verlässlicher Partner, mit fast 100 Jahren Erfahrung in der genossenschaftlich organisierten Fleischwirtschaft.”

Klar positioniert sich der Aufsichtsrat auch zu den wettbewerbsrechtlichen Fragen: „Unsere Marktposition im Süden ist vergleichsweise klein. Deshalb ist eine Übernahme durch uns nach Expertenmeinung mit hoher Wahrscheinlichkeit kartellrechtlich unproblematisch. Es braucht also an der Stelle keine Ministererlaubnis: Wir sind der gangbare, faire Weg für die Zukunft einer intakten der Schlachthofstruktur im Süden.”

Besonders wichtig sei, dass die Landwirte in den Prozess eingebunden werden. „Wir suchen bewusst den direkten Dialog mit den bäuerlichen Betrieben. Denn: Sie kennen ihre Region, ihre Tiere und ihre Märkte am besten. Genau darum geht es uns – gemeinsam etwas tragfähiges aufbauen.” Erste Gespräche fanden in diesen Tagen in Herrsching am Ammersee in Bayern statt, ein ähnliches Format in Baden-Württemberg ist für September geplant.

Dabei gehe es laut Westermann nicht nur um eine Übernahme, sondern um langfristige Zusammenarbeit. „Viele Landwirte haben in der Vergangenheit enttäuschende Erfahrungen gemacht. Wir wollen zeigen: Es geht auch anders – verlässlich, transparent und auf Augenhöhe.”

Ein wichtiges Ziel: Die Tiere aus der Region sollen auch künftig regional geschlachtet werden – ohne unnötige Transporte. Gleichzeitig sollen Ansprechpartner vor Ort und Beteiligungsmodelle für Landwirte etabliert werden. „Unsere genossenschaftliche DNA verpflichtet uns zu echter Mitbestimmung”, so Westermann.

„Westfleisch ist bereit. Nicht für ein kurzfristiges Engagement – sondern für den gemeinsamen Weg mit den Landwirten im Süden. Langfristig, nachhaltig und partnerschaftlich. Der Aufsichtsrat steht voll hinter dieser Entscheidung”, stellt Westermann deutlich heraus.

Als Gastredner hielt Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, ein flammendes Plädoyer für den Erhalt der Schlachthof-Standortstruktur in Süddeutschland.

Deike Harms, Direktorin Landwirtschaft: Westfleisch bietet langfristige Vermarktungsverträge und ein umfängliches Service- und Beratungsangebot für alle Mitgliedsbetriebe.

Christopher Rengstorf, Leiter der Rindersparte von Westfleisch, erläuterte die Chancen einer möglichen Übernahme für bayerische Rinderhalter.

Vorstandsmitglied Michael Schulze Kalthoff erläuterte, warum die mögliche Übernahme der Vion-Schlachthöfe das Westfleisch-eigene Vermarktungsportfolio hervorragend ergänzen würde.

Dr. Anne Hiller (2. v. l.), Leiterin Konzernqualitätsmanagement bei Westfleisch, stand Rede und Antwort zum Thema Tiergesundheit in der lebendigen Diskussion im Anschluss an die Vorträge.

Setzen sich gemeinsam für die bayerischen Bäuerinnen und Bauern ein: Günther Felßner (l.) und Sascha Schnürer (MdL), Mitglied im Landwirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags.

Veranstaltungen

04.10 - 08.10.2025
Anuga, Köln

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