Info für Landwirte digital | März 2023

Westfleisch legt 2022 ordentlich zu

Westfleisch ist 2022 vor allem dank eines umfangreichen Effizienzprogramms die direkte Rückkehr in die Gewinnzone gelungen. Nach einem Verlust im Jahr 2021 konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Jahresüberschuss in Höhe von 26 Millionen Euro erzielen. Der Umsatz stieg bei rückläufigen Absätzen preisbedingt im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 3 Milliarden Euro. Diese vorläufigen, noch ungeprüften Zahlen präsentierte die Genossenschaft anlässlich ihrer vier Westfleisch-Tage Anfang März.

Die Konzernbilanz der Westfleisch SCE ist unverändert gut, die Eigenkapitalquote stieg von 36 auf 40 Prozent. Den Verlustvortrag 2021 konnte die Genossenschaft mehr als ausgleichen, ihren Mitgliedern stellt sie nun wieder Dividendenzahlungen von 4,2 Prozent auf Geschäftsguthaben und Aktienkapital sowie Sonderbonuszahlungen in Aussicht.

Veränderte Organisationsstruktur

Auf der Generalversammlung im Juni 2023 soll neben dieser Ausschüttung auch eine leicht veränderte Organisationsstruktur beschlossen werden; für die Generalversammlung im Juni ist ein entsprechender Antrag zur Satzungsänderung in Arbeit. Aus dem bisherigen sechsköpfigen Vorstand der Westfleisch SCE sollen dann die drei ehrenamtlichen Mitglieder Gerhard Meierzuherde, Jochen Westermann und Dirk Niederstucke ausscheiden. Verbleiben werden die hauptamtlichen Mitglieder Carsten Schruck, Johannes Steinhoff und Michael Schulze Kalthoff.

„Mit uns in Größe und Komplexität vergleichbare Genossenschaften haben bereits seit vielen Jahren kein Ehrenamt mehr im Vorstand“, erläuterte Vorstandsvorsitzender Niederstucke die Veränderung. „Diesen Schritt wollen wir nun ebenfalls vollziehen.“

Um die Zusammenarbeit sowie Kontrolle des geschäftsführenden Vorstands weiterhin zu bewahren, soll im Gegenzug die Arbeit des Aufsichtsrates gestärkt werden. Unter anderem mit der Wahl bisheriger ehrenamtlicher Vorstandsmitglieder in den Aufsichtsrat sowie einer noch engeren Sitzungsdichte. „So behalten wir den landwirtschaftlich geprägten Charakter unserer Genossenschaft aufrecht und setzen gleichzeitig niemand mit einem Ehrenamt mehr dem hohen Haftungsrisiko im Vorstand aus“, sagte Niederstucke. Klar ist aber: Westfleisch bleibt bäuerlich.

Mitschnitt der Veranstaltung
 

Ein kompletter Mitschnitt des Westfleisch-Tages in Hamm steht unseren Vermarktungspartnern in unserem Extranet zur Verfügung.

Carsten Schruck: Zukunftsfähig aufgestellt

„2022 haben alle Kernsparten im Vergleich zu 2021 deutlich zugelegt“, erläuterte Vorstandsmitglied Carsten Schruck im Rahmen der Westfleisch-Tage. „Auch auf der Kostenseite haben wir mit ‚WEfficient‘ erfolgreich gearbeitet. In den vergangenen 18 Monaten haben wir unser Standort-Setup sehr gut angepasst, Prozesse gestrafft, Strukturen optimiert, Schichtmodelle verbessert.“ Westfleisch sei daher auf die Zukunft gut vorbereitet. Für die kommenden Jahre erwartet das Unternehmen einen rückläufigen deutschen Absatzmarkt, weiterhin Exporthemmnisse und einen spürbaren Strukturwandel in der Landwirtschaft.

„Umso wichtiger ist unser ‚WEfficient‘-Programm, mit dem wir die Belastungen gut abfedern können“, berichtete Schruck. „Und mit zusätzlichen strategischen Maßnahmen verbessern wir sukzessive unsere Handlungsoptionen, stärken nachhaltig unsere Ergebnisqualität und festigen so unsere Marktposition.“

Johannes Steinhoff: Wachstumstrend bei Gustoland

Vorstandsmitglied Johannes Steinhoff berichtete bei den Westfleisch-Tagen über rückläufige Rinderschlachtungen in Deutschland. Dieser Trend spiegele sich auch bei Westfleisch wider. Insgesamt habe das Unternehmen 2022 362.000 Rinder und Kälber geschlachtet. 2021 seien es noch 392.000 gewesen. Damit seien die Rinderschlachtungen um 8,6 Prozent rückläufig und entsprächen in etwa der deutschlandweiten Entwicklung, die bei 7,8 Prozent minus liege.

„Der Rückgang ist auf hohe Rindfleischpreise und einen insgesamt rückläufigen Fleischkonsum zurückzuführen“, erläuterte Steinhoff. „Und hat WestfalenLand 2022 merklich belastet. Dem gegenüber steht ein nachhaltiger Wachstumstrend bei Gustoland. Der Private Label-Hersteller konnte insbesondere durch Aufträge für das Preiseinstiegssortiment zulegen. Dieses war vor dem Hintergrund der gestiegenen Inflation merklich gewachsen.“ Die strategische Ausrichtung, Prozesse effizienter zu gestalten und die Rohstoffverwertung besonders beim Schwein zu verbessern, werde auf jeden Fall konsequent weiterverfolgt.

Michael Schulze Kalthoff: Perspektive für die Schweinehaltung

Michael Schulze Kalthoff machte auf den Westfleisch-Tagen deutlich, dass die Schlachtungen von Schweinen – dem jahrelangen Trend folgend – EU- und deutschlandweit auch 2022 rückläufig waren. Das Vorstandsmitglied bestätigte auch bei Westfleisch eine rückläufige Schlachtmengenentwicklung. „2021 wurden an den Standorten noch 7,3 Millionen Schweine geschlachtet, 2022 mit rund 6,5 Millionen mehr als 10 Prozent weniger“, berichtete Schulze Kalthoff.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft setze sich weiter fort. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) und die Pläne für die staatliche Haltungsformkennzeichnung sorgen für zusätzliche Unsicherheiten in der Landwirtschaft. „Diese Themen werden uns auch 2023 weiter begleiten“, betonte das Vorstandsmitglied. „Hier müssen rechtzeitig die Weichen gestellt werden, um den Schweinehaltern langfristig eine Perspektive zu geben – sei es durch Exportzulassungen beim Thema ASP oder klaren Entscheidungen und damit mehr Planungssicherheit bei der Haltungskennzeichnung.

Heribert Qualbrink: „Vertragspartnerschaft zahlt sich aus“

Wie gut Vertragspartnerschaften und Tierwohl-Programme zueinander passen, erläuterte Einkaufsleiter Heribert Qualbrink auf den Westfleisch-Tagen. „Durch die enge und transparente Zusammenarbeit mit unseren Landwirten können wir die Nachfrage des Handels gerade im Bereich Tierwohl gezielt bedienen.“ Mittlerweile gäbe es über 100 verschiedene Programme. Das Größte sei die Initiative Tierwohl (ITW) mit knapp 2.000 teilnehmenden Westfleisch-Betrieben. Darüber hinaus gäbe es aber noch einige mehr, beispielsweise „BauernLiebe“, „Strohwohl“ und „Mehr Tierwohl“. Diese sind – wenn auch mengenmäßig klare ‚Nischen‘ – zur Imageverbesserung der Gattung unglaublich wertvoll. „Das Beispiel ITW zeigt, dass die Teilnahme an dem Programm für unsere Vertragspartner eine sichere Bank ist“, betonte Qualbrink. „Seit 1. Juli 2021 haben wir für 7 Millionen ITW-Schweine 36,9 Millionen Euro Bonus gezahlt – und das von Anfang an, ohne Unterbrechung und ohne Kompromisse!“

Was bei den Tierwohl-Programmen gut laufe, müsse beim Thema Tierschutz noch optimiert werden, so der Einkaufsleiter weiter. „Bilder wie die, die wir im September sehen mussten, dürfen nicht sein! Um hier noch konkreter zu werden und gezielte Maßnahmen einzuleiten, haben wir Ende vergangenen Jahres die ‚Westfleisch-Offensive Tiergesundheit‘ ins Leben gerufen.“ In einem echten Kraftakt seien innerhalb von sechs Wochen 2.200 Betriebsbesuche durchgeführt worden. Themen wie Genesungsbucht, Tierschutzmonitoring und tierärztliche Betreuung durch den Hoftierarzt seien nun viel stärker in den Fokus gerückt worden. „Eine Kaskade aus verstärkter Kontrolle, systematischer Analyse, individueller Beratung und konsequentem Handeln sichert Gesundheit und Wohlergehen jedes einzelnen Tieres“, erklärte Qualbrink.

Sechs Mal Wiederwahl

Zur turnusmäßigen Wiederwahl in den Beirat für Kooperationsfragen stellten sich:

Tim Kropp

Region Lübbecke

Jörg Hörsemann

Region Lübbecke

Heinrich Willenborg-Plettenberg

Region Coesfeld

Ludger Börger

Region Coesfeld

Udo Bremer

Region Paderborn

André Gerbermann

Hamm

Die sechs Mitglieder freuten sich über die große Zustimmung und nahmen die Wahl an.

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