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Info für Landwirte digital  |  August 2023

Wilhelm Uffelmann neu im Vorstand

Der Westfleisch-Aufsichtsrat hat Dr. Wilhelm Uffelmann in den Vorstand berufen. Der 49-jährige kommt von der Unternehmensberatung Roland Berger und wird künftig als Vorstandsvorsitzender die Ressorts Strategie/Unternehmensentwicklung, neue Geschäftsfelder, Unternehmenssteuerung, Nachhaltigkeit sowie Landwirtschaft und Mitglieder leiten. Seine Vorstandskollegen Carsten Schruck (CFO), Michael Schulze Kalthoff (COO Pork) und Johannes Steinhoff (COO Processing/Beef) verantworten weiterhin ihre bisherigen Ressorts.
Wir haben Dr. Uffelmann gefragt, was ihn persönlich beschäftigt und welche Themen er im Fokus seiner künftigen Aufgabe sieht.

Herr Dr. Uffelmann, zum 1. September 2023 wechseln Sie die Schreibtischseite. Wie haben Sie Westfleisch als Unternehmensberater kennengelernt?
Zunächst einmal ist Westfleisch mit den Landwirten als Eigentümer einzigartig: eine gesunde, starke Genossenschaft mit noch richtig viel Potenzial. Wir sind die Nummer 2 im deutschen Markt, werden als der führende Qualitätspartner von unseren Kunden hoch geschätzt, sind ganz nah dran an allen relevanten Unternehmen des deutschen Lebensmittelhandels und haben ein motiviertes Team mit viel Fachexpertise. Dieses Gesamtpaket sorgt dafür, dass wir wie kein anderes Unternehmen in Deutschland Kundenwünsche frühzeitig erkennen und sie ebenso schnell wie effizient erfüllen können.
 
Wenn Westfleisch so gut dasteht, wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Eine ordentliche aktuelle Verfassung garantiert nicht den Erfolg von morgen. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass wir das große Potenzial, das in Westfleisch noch schlummert, freisetzen. Wir müssen unsere Standorte, die Fleischcenter, WestfalenLand und Gustoland gezielt weiterentwickeln und für die Zukunft rüsten. Wir können sicherlich noch ein hohes Maß an zusätzlicher Wertschöpfung heben, uns noch effizienter aufstellen und das wirtschaftliche Ergebnis unserer Genossenschaft zugunsten unserer Mitglieder weiter verbessern.
 
Das hört sich gut an, aber ist der große Veränderungsdruck, der auf unserer Branche lastet, nicht eine zu große Last für das Vorhaben?
Nein, eher das Gegenteil: Lassen Sie uns die Chancen nicht außer Acht lassen, für die die Konsolidierung des deutschen Fleischmarktes auch sorgt. Ganz unterschiedliche Themen wie Tierwohl, veränderte Konsumgewohnheiten oder auch Standortschließungen von Wettbewerbern müssen strategisch und operativ bewertet werden. Hier bieten sich attraktive Möglichkeiten. Mit der hohen Qualität und Verlässlichkeit, die uns auszeichnet, sollten wir die Chancen nutzen, zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen und zielgerichtet zu investieren. Dann bleibt unser Unternehmen zukunftsfähig.
 
Welches Ziel für die kommenden Jahren steht besonders in Ihrem Fokus?
Mein Hauptziel ist es, dass wir 2028 zum 100-jährigen Bestehen unserer Genossenschaft eine starke Westfleisch mit beständig guter Ergebnisfähigkeit entwickelt haben. Dafür müssen wir unsere Eigenständigkeit und damit auch die unserer Lieferanten und Eigentümer absichern.
 
Wie wollen Sie das schaffen?
Zunächst müssen wir dafür Sorge tragen, dass jeder einzelne – ob im Stall, in der Produktion oder am Schreibtisch – unser Qualitätsversprechen mit aller Konsequenz lebt. Und wir brauchen einen hocheffizienten Ressourceneinsatz. Effizientes Handeln in jeglicher Hinsicht ist das Fundament für die erfolgreiche Basis von Westfleisch. Darauf können wir mit gezielten Zukunftsinvestitionen in unser Kerngeschäft aufbauen und weitere Wertschöpfung durch Neuinvestitionen sicherstellen.
 
Klingt nach einem ordentlichen Stück Arbeit!
Absolut! Wir müssen täglich hart daran arbeiten, dass wir die stetig steigenden Anforderungen der Verbraucher an Fleisch und Fleischwaren bestmöglich, effizient und nachhaltig erfüllen. Im Klartext: Wir dürfen dabei nicht nur an die Kaufkraft und Zahlungsbereitschaft der Konsumenten denken, wir müssen zudem sicherstellen, dass für alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette genug übrig bleibt – für unsere Kunden im Handel und in der Industrie, für unsere Fleischcenter und vor allem auch für die Landwirte langfristig und nachhaltig Werte geschaffen werden.  
 
Die Landwirte stehen seit Jahren vor vielen Herausforderungen – einige sehen keine Perspektive und geben die Landwirtschaft oder die Tierhaltung auf. Was raten Sie den Betrieben, die weitermachen?
Die Zeiten sind herausfordernd für die Landwirtschaft. Umso wichtiger ist es, gerade jetzt den Mut für unternehmerische Entscheidungen aufzubringen. Jeder Vertragslandwirt und jedes Mitglied unserer Genossenschaft kann sich sicher sein: Westfleisch war, ist und bleibt der verlässliche Partner für jeden Landwirt. Voraussetzung ist jedoch, dass sich jeder am Markt und der Zahlungsbereitschaft der Konsumenten orientiert. Investitionen in Nachhaltigkeit und Tierwohl sind die entscheidenden Voraussetzungen, um als Partner unserer Kunden, vor allem des deutschen LEHs, erfolgreich sein zu können. Diesen Weg gehen wir ganz entschlossen und zu diesem Weg müssen sich auch unsere Vertragslandwirte bekennen und sich entsprechend ausrichten. Da wir nicht auf die Politik vertrauen können, müssen wir uns ganzheitlich auf den Markt und den Konsumenten ausrichten. Dann werden wir eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft haben.
 
Das heißt, Sie geben der Branche und dem Unternehmen auch weiterhin Chancen, langfristig am Markt zu bestehen?
Selbstverständlich. Nach den vielen Erfahrungen, die ich in den vergangenen 20 Jahren in der Fleischindustrie, aber auch im Markt für Fleischalternativen sammeln durfte, bin ich vom bewussten Fleischkonsum in der Zukunft fest überzeugt – ernährungsphysiologisch, ethisch und moralisch. Und auch die vielen Analysen zu den Wachstumsmöglichkeiten der herkömmlichen Fleischwirtschaft, die der pflanzlichen Alternativen und die von Clean Meat zeigen für alle drei Segmente auf Jahre hin attraktive Wachstumspotenziale – die Analysten sehen kein „Entweder-oder”, sondern ein „Sowohl-als-auch”. Der Marktanteil für die Fleischwirtschaft wird weiterhin groß und wirtschaftlich attraktiv bleiben. Mein Ziel ist es, dass unser Marktanteil stetig ausgebaut und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt wird.